Pressemitteilung:
Corona-Krise wirkt unterschiedlich auf die Nachhaltigkeitsziele (SDGs)
Wien, 2020
"Die Corona-Krise erschwert die Verfolgung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsziele in vielen Bereichen. Umso wichtiger ist es, dass es Österreich nach Bewältigung der Corona-Krise bald wieder gelingt, einen Pfad der möglichst umfassenden Nachhaltigkeit anzusteuern. Mit der Analyse der einzelnen Indikatoren nachhaltiger Entwicklung liefert der SDG-Indikatorenbericht einen Beitrag zur evidenzbasierten Politikgestaltung", sagt Tobias Thomas, Generaldirektor von Statistik Austria.
Effekte der Corona-Krise auf die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030
Die aktuelle Ausgabe des SDG-Indikatorenberichts enthält
neben der Entwicklung der Indikatoren von 2010 bis 2019 einen Ausblick
auf die Effekte der Corona-Krise auf die 17 Ziele (Goals) der Agenda 2030.
Dazu wurden erste statistische Daten für 2020 sowie Einschätzungen
nationaler und internationaler Institutionen herangezogen. Unmittelbar
gefährdet durch die Corona-Pandemie ist die "Gewährleistung eines
gesunden Lebens für alle Menschen jeden Alters" (Ziel 4). Auch
auf die Entwicklung von Ziel 8, "Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum",
hat die Krise einen starken Einfluss, da sowohl das Bruttoinlandsprodukt
im 2. Quartal 2020 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um (real)
14,3% zurückgegangen ist als auch die Beschäftigung
Die Arbeitslosigkeit nach internationaler Definition
ist im 2. Quartal 2020 insgesamt um 1,2 Prozentpunkte gestiegen und ist
dabei nicht über alle Gruppen gleich verteilt; besonders hoch war er
beispielsweise bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss
Geringe Effekte sind dagegen beispielsweise auf die "Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung" (Ziel 6) zu erwarten. Der Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser und die Möglichkeit zur Handhygiene sind in Österreich weitgehend gegeben, es lassen sich auch keine wesentlichen Auswirkungen etwa auf die Wasserqualität oder die verfügbaren Wasservorräte erkennen. Zumindest kurzfristig positive Effekte hat die Corona-Krise auf den Klimaschutz (Ziel 13), da infolge der sinkenden Wirtschaftsleistung eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen zu erwarten ist.
Nicht zu allen Unterzielen Daten verfügbar
Der Bericht liefert neben der Einschätzung der Auswirkungen
der Corona-Krise umfassende Informationen zu 107 Unterzielen (Targets),
von denen 27 in Österreich als teilweise oder ganz erreicht angesehen
werden können. Dazu zählen der Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser
oder die verlässliche Versorgung mit Energie ebenso wie eine grundlegende
Gesundheitsversorgung und eine Sammelquote von 100% für Siedlungsabfälle.
16 wesentliche Unterziele können aber mangels geeigneter Daten aus
offiziellen Datenquellen nicht gemessen werden – darunter unter anderem
die Ziele zur Verringerung von Nahrungsmittelverlusten oder zu mehr
biologischer Vielfalt. Dies führt beispielsweise auch dazu, dass das
gesamte Ziel 15, welches die Landökosysteme betrachtet, im Sinne des
COVID
Betrachtet man die Entwicklung der SDG-Indikatoren von 2010 bis 2019, zeigt sich für 61 von insgesamt 79 untersuchten Nachhaltigkeitsindikatoren in Österreich ein positiver oder sehr positiver Trend. Nur 23% bzw. 18 der Indikatoren entwickeln sich nicht in die gewünschte Richtung.
Detaillierte Ergebnisse sowie den SDG-Indikatorenbericht (PDF, 10,2 MB) finden Sie auf unserer Webseite.
Methodische
Informationen, Definitionen: Die UN-Agenda 2030
für eine nachhaltige Entwicklung wurde am 25. September 2015
von der UN-Vollversammlung in New York verabschiedet. Alle 193 UN-Mitgliedstaaten
verpflichteten sich zur Umsetzung der Agenda 2030 mit ihren 17 nachhaltigen
Entwicklungszielen, den "Sustainable Development Goals" (SDGs),
auf globaler, nationaler und regionaler Ebene bis zum Jahr 2030. In Österreich
wurden alle Bundesministerien mit dem Ministerratsbeschluss
vom 12. Jänner 2016 mit der Umsetzung der Agenda 2030 beauftragt.
Für das Monitoring der SDGs hat Statistik Austria 2017 eine erste Fassung
eines nationalen Indikatorensets
entwickelt, das seither laufend weiterentwickelt wurde und aktuell rund
200 Indikatoren umfasst. Die Agenda 2030 beinhaltet 17 Ziele (Goals),
denen 169 Unterziele (Targets) zugeordnet sind. Letztere unterteilen
sich in 126 inhaltliche Unterziele und 43 Umsetzungsmaßnahmen ("means
of implementation"). Der aktuelle SDG-Indikatorenbericht behandelt
vorwiegend die inhaltlichen Unterziele und stellt ein Update des Berichts
vom Mai 2020 mit Daten für 2019 dar. Zusätzlich zeigt er mögliche
Auswirkungen der COVID
Eine Bewertung des Trends wird nach dem Bewertungsmodus
von Eurostat vorgenommen. Anhand von vier Stufen wird ermittelt,
inwieweit sich die Indikatoren Zielvorgaben annähern oder sich von
diesen wegbewegen. Dazu wird eine durchschnittliche jährliche Veränderungsrate
nach dem Wert des Anfangsjahres (2010) und Endjahres (2019) berechnet.
Es wird nur eine Abweichung – entweder des Anfangsjahres (2011) oder
des Endjahres (2018) – toleriert. Dementsprechend wird eine Bewertung
nur dann durchgeführt, wenn zumindest sieben Jahreswerte zwischen Anfangs-
und Endwert liegen. Daten für die Zwischenjahre sind bei der Methodik
von Eurostat nicht notwendig. Betreffend Zielvorgaben müssen die Indikatoren
entweder ein ausgewiesenes quantitatives Ziel auf nationaler Ebene (Europa
Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Mag. Alexandra WEGSCHEIDER-PICHLER, Tel.:
bzw. alexandra.wegscheider-pichler@statistik.gv.at
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